Das Ich ist eine Erfindung unseres Verstandes, der uns zu dem macht, was wir sehen, wenn wir in den Spiegel schauen. Es entsteht in Wechselwirkung mit denen um uns herum, die uns anleiten, was und wer wir sein sollen, um ein möglichst guter, erfolgreicher Mensch zu werden. Denn von Geburt an formt uns unser Umfeld, tadelt uns und bestraft uns mit Missgunst, oder schmeichelt und belohnt uns mit Zuneigung, je nachdem, was von uns erwartet wird. Man nennt das „Erziehung“.
Die Identifikation mit dem Ich beginnt etwa zwei Jahre nach unserer Geburt. Der sogenannte „Spiegeltest“ zeigt anschaulich, wie wir in diesem Alter langsam beginnen zu „verstehen“, dass das Bild im Spiegel unser Ich ist. Wir nehmen durch unseren Verstand die Gestalt an, die den Namen trägt, den man uns gegeben hat. Wir erlernen unser Ich, maßgeblich von unseren Eltern, die eine Figur erfinden, die wir annehmen sollen. Spätestens ab dem vierten Lebensjahr erkennen wir uns auch auf Fotos und in Videos.
Bis sich durch weitere soziale und mediale Einflüsse dieses gedankliche Ich langsam verselbstständigt und durch seine permanenten Programmierungen scheinbar eigene Entscheidungen trifft.
Wir beginnen zu glauben, dass wir dieses Ich seien. Und im Laufe unseres Lebens wird das zu unserem unerschütterlichen Selbst-Verständnis. Deshalb tun wir Dinge, die unser Ich für richtig hält, aber unser wahres Selbst aus reinem Bewusstsein heraus nie tun würde. Das gilt heute leider für die meisten Beschäftigungen im Alltag.
Dieses Verhängnis beschreibt auch Artur Schopenhauer:
„Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber nicht wollen, was er will.“
Damit meint er, dass der Mensch, vom eingebildeten „Ich“ dominiert, im triebhaften Verlangen dieses Ichs gefangen ist. Einen freien Willen hat er erst dann, wenn auch sein Geist vom Ich befreit ist.
Das lateinische Wort für „Ich“ ist „Ego“. Wir sollten aufhören, den lateinischen Begriff im Sprachgebrauch zu verwenden. Immer wenn wir „Ego“ sagen, sollten wir stattdessen „Ich“ sagen, weil dann sehr viel klarer wird, was das „Ich“ eigentlich bedeutet. Wenn wir vom Ego sprechen, meinen wir einen meist düsteren Teil unseres Ichs , als wäre das nur eine Eigenschaft, egoistisch zu sein. Solange wir uns aber mit unserem Ich identifizieren, ist alles, was wir denken, fühlen, wollen und tun, „ichisch“. Ganz gleich, ob gut oder schlecht.
Alles, was das Ich will, hat seinen Grund in einem eigenen Vorteil: seien es Liebe und Anerkennung, Macht oder Reichtum. Auch ein guter Mensch sein zu wollen ist egoistisch. Denn wer aus diesem Motiv handelt, erhebt sich damit über andere.
Man kommt dem eigenen Ich und seinem wahren Wollen nur auf die Spur, indem man sich selbst und sein aus Mangel geborenes Verlangen erkennt, um sich dadurch aus diesen Zwängen befreien zu können. Dies kann durch geistige Übung erreicht werden.
Alber Einstein drückte dies in dem 1934 erschienen Buch „Mein Weltbild“ so aus:
„Der wahre Wert des Menschseins ist in erster Linie dadurch bestimmt, in welchem Grad und in welchem Sinn er zur Befreiung vom Ich gelangt ist.“
Das sogenannte Selbst ist diese vom Ich befreite Existenz. Es beinhaltet das Ich (!), aber erkennt es als das, was es ist. Eine Person, die wir selbst erfunden haben. Ein denkendes Werkzeug mit großem praktischen Nutzen, denn nur durch dieses Ich fühlen, wollen und handeln wir. Ein Instrument, das dem uns innewohnenden Geist Ausdruck verleihen kann, indem es beispielsweise diese Buch schreibt.
Das Selbst hingegen, Atman (Sanskrit: „das wahre Selbst“), ist der teilnahmslose und urteilsfreie Beobachter, ein untrennbarer Bestandteil des großen Ozeans des Seins. Unser Selbst ist kein Über-Ich, kein neues Subjekt, sondern eine Erfahrung: die Erfahrung des Bewusst-Seins, die man im Veda „das wahre Selbst“ nennt.
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